Wir feiern die Ostertage – die höchste Jahresfeier der Christen, an denen Kreuzigung und Auferstehung Jesus Christus gefeiert wird.

Wie kann dich diese Geschichte im Alltag unterstützen – und zwar völlig unabhängig davon, ob du daran glaubst, oder welche Religionszugehörigkeit du hast?

Fühlst du dich auch manchmal ‚ans Kreuz genagelt’?

Wenn gerade alles mal wieder zu viel zu sein scheint? Du total genervt bist? Es keinen Ausweg für dein Problem zu geben scheint? Du wütend, traurig oder verletzt bist und nicht weißt, wohin damit?

Es fühlt sich einfach schlecht an und das wollen wir natürlich nicht. Wir wollen, dass es uns gut geht. „Diese Erfahrungen sind die unwillkommenen Gäste auf jeder Wir-sind-immer-gut-drauf-Party“, schrieb Veit Lindau treffend.

Und was machen wir in der Regel: Wir gehen in den Widerstand!

Wir verdrängen die Gefühle mit Arbeit, Marathonlaufen, Aktivismus und positiven Affirmationen. Wir bekämpfen sie mit Konzepten, Klagen und Pillen. Wir wollen sie nicht fühlen – und genau das ist das Problem. Wir haben den Irrglauben, dass es besser und auch einfacher ist, sich abzulenken und nicht hinzufühlen, statt sich dem zu stellen, was nun mal da ist. Vielleicht auch weil wir nicht zu den schlecht gelaunten, jammernden und selbstmitleidigen Opfern gehören wollen.

Das Interessante ist, dass genau diese Nichtbereitschaft, alles zu fühlen, uns schwach und manipulierbar macht. Vor allem ist es wahnsinnig anstrengend und unser Körper wird darauf irgendwann mit Erschöpfung, Müdigkeit, Kopfschmerzen, Erkältung oder anderen Krankheiten reagieren.

Wie gelingt also Auferstehen, was uns von alldem befreien könnte?

Der Schlüssel ist die Kraft der Hingabe.

Statt das rational zu erklären, macht meine Lieblingsübung das Gemeinte sofort erfahrbar. Ich nenne sie die Kreuzigungsübung (siehe auch https://utaramme.de/auf-der-welle-des-lebens-surfen/). Du kannst die Übung machen, wenn dich etwas gerade auf irgendeine Art und Weise tangiert, aber du kannst den Effekt auch spüren, wenn für dich alles in normalen Bahnen läuft.

Die Übung:

  1. Lege dich auf den Boden als würdest du gekreuzigt: Die Beine gerade geschlossen, die Arme weit zur Seite ausgebreitet, die Handflächen zeigen nach oben.
  2. Stell dir vor, du wärst an den Handgelenken und Knöcheln festgebunden und könntest Arme und Beine nicht bewegen.
  3. Spüre die Wehrlosigkeit, das Ausgeliefertsein dieser Pose.
  4. Jetzt stell dir vor, wie von oben Eimer über dich geschüttet werden, in denen all deine Sorgen, Ängste, Verletzungen und schmerzhaften Gefühle sind. Selbst, wenn dich gerade nichts Konkretes tangiert, stelle dir einfach vor, wie Eimer mit irgendwelchen Flüssigkeiten über dich geschüttet werden und du dich nicht dagegen wehren kannst, weil deine Arme ja festgebunden sind.
  5. Spüre, wie der Inhalt der Eimer über dich fließt. Spüre, wie der Inhalt der Eimer über dein Gesicht, deinen Körper fließt und dann weiter an dir abfließt. Spüre, wie es an dir vorbei in den Boden fließt und von der Erde aufgenommen wird. Spüre, wie die riesige Erde unter dir alles, wirklich alles aufnehmen kann.
  6. Gib dich dem widerstandslos hin und nimm wahr, wie du loslässt, bis alle Eimer leer sind.

 

Und, spürst du die Erleichterung? Wie etwas von dir abfällt? Wie du loslässt? Wie etwas frei und leer wird?

Aus diesem Gefühl der Leere kann neue Energie in dich fließen, die dir die Kraft gibt, vielleicht andere Entscheidungen zu treffen, Dinge anders zu bewerten und aktiv zu werden.

Auferstanden?

Frohe Ostern!

(Das Wort Ostern bedeutet übrigens ‚Morgenröte‘. Der Neuanfang, mit dem alles beginnt.)