Alles eine Frage der Perspektive

Es war einmal vor langer Zeit ein armer Bauer, der nichts hatte als eine prachtvolle Stute. Die anderen Bauern im Dorf bedrängten ihn deswegen stets und sagten: „Warum verkaufst du deine Stute nicht? Dann hast du wenigstens Geld zum Leben.“ Der Bauer aber antwortete nur: „Niemand weiß, was falsch und richtig ist.“ Einige Zeit später in einer hellen Mondnacht lief die Stute auf und davon und ward viele Tage nicht mehr gesehen. Die Leute im Dorf bedauerten den Bauern und sagten: „Was für ein Unglück. Nun hast du weder Geld noch Pferd.“ Doch der Bauer antwortete wieder nur: „Niemand weiß, was falsch und richtig ist.“ Ein paar Tage darauf kam die Stute zurück, gefolgt von drei Hengsten. „Was für ein Glück du hast. Jetzt gehören dir vier Pferde. Und wieder gab der Bauer nur zur Antwort: „Seht, niemand weiß, was falsch und richtig ist.“

Die Zeit verging. Der einzige Sohn des Bauern ritt gern auf den Tieren, und die anderen rieten den Bauern: „Lass ihn nicht so weit reiten, er könnte sich im Gelände verletzen.“ Da der Sohn abends noch nicht zurück war, suchte man den Jungen und fand ihn schließlich im Wald. Er hatte sich bei einem Sturz beide Beine gebrochen. Die Leute im Dorf sagten: „Was für ein Unglück du hast.“ Doch der Bauer antwortet nichts als: „Niemand weiß, was falsch und richtig ist.“ Die Armee zog durchs Land und rekrutierte alle jungen Männer. Nur den Jungen mit den gebrochenen Beinen konnten sie für den Kriegsdienst nicht gebrauchen. Da sagten die anderen Bauern neidvoll: „Was für ein Glück du hast. Dein Sohn wird nicht im Feld sterben.“ Und wieder antwortete der Bauer nichts als: „Seht, niemand weiß, was falsch und richtig ist.“

Wir können keine richtigen oder falschen Entscheiden treffen – immer nur Entscheidungen. Es ist eine Frage der Perspektive. Die zu wechseln ist manchmal sehr hilfreich.