inner game-Reihe Teil 4: Wie du auf der Welle des Lebens surfen kannst

So wie es Tag und Nacht gibt, Winter und Sommer, Regen und Sonnenschein, gibt es auch kein Leben ohne auf und ab. Die Wellen gehören zum Leben dazu und es gibt nichts, womit du sie aufhalten kannst. Statt deine Energie also unnütz zu verschwenden, lerne zu surfen und die Welle so zu nehmen wie sie kommt.

 

Was kannst du tun, um surfen zu lernen?

  1. Erhöhe deine Aufmerksamkeit

Du lernst eine neue Fertigkeit umso leichter, schneller und gründlicher, je aufmerksamer du beim Üben bist. Bei den Teilnehmern der inner game Skiwoche wurde es ganz deutlich: Wenn man die Aufmerksamkeit beim Ski fahren auf seine direkten sinnlichen Erfahrungen fokussiert, lernt der Körper am besten, wie er seine Bewegung ausführen muss.

Genau so ist es auch in unserem Alltag, denn auch das Leben leben ist eine Fertigkeit, die es gilt zu lernen.

 

  1. Höre auf deine Intuition

Häufig geben Menschen gutgemeinte Ratschläge und Tips. „Also ich an deiner Stelle…“. Das Problem ist: Sie sind nicht an deiner Stelle. Ja, sie würden so handeln, was nicht heißt, dass es für dich auch das Beste wäre. In der Welt ihrer Historie und Erfahrungen haben sie bestimmte Werte und Glaubenssätze abgeleitet, die aber mit deiner Realität möglicherweise nichts gemein haben.

Höre auf deine innere Stimme. Es braucht Stille, damit du sie hören kannst. Denn dann hört das Rauschen des Verstands auf. Der Autor des Buchs „Blink! Die Macht des Moments“ Malcolm Gladwell demonstriert in seinen Arbeiten sehr schön, dass wir sogar bessere Entscheidungen treffen, je weniger Informationen wir zu der Angelegenheit haben. Die Informationen verarbeitet der Verstand, der unendlich viel geringere Kapazitäten aufweisen kann als unsere Intuition. Dabei ist die Intuition wie ein Muskel; es hilft, täglich zu trainieren.

TIP: Übe dich in ganz einfachen Entscheidungen, auf deinen Bauch zu hören:

  • Was bestellst du im Restaurant? Worauf hast du jetzt Hunger?
  • Was ziehst du heute an? Was sagt dir dein Körper, worin er sich heute wohl fühlt?
  • Wie willst du deinen freien Tag gestalten? Lass dich von deiner Intuition treiben.
  • Bevor du eine Mail absendest oder einen Anruf machst: Ist es jetzt der richtige Moment?

 

  1. Mach aus Üben und Trainieren ein Spiel

Wenn ich Menschen sage, sich permanent in der Haltung der Aufmerksamkeit bzw. des Selbstbewußtseins zu schulen, bekomme ich häufig die Antwort: „Puh, das klingt aber anstrengend.“ Aber es ist das Gegenteil. Obwohl es so ist, dass Freiheit und Spontanität das Resultat von viel Training und Selbstdisziplin ist, ist das „Üben“ keine Mühsal. Jeder Profi seines Fachs weiß, je fortgeschrittener er wird, desto mehr Spaß kann er an den einfachsten täglichen Übungen finden. Das liegt daran, weil er die Feinheiten mitbekommt und so neugierig erkundet, was da gerade passiert. So findet er in den banalsten Situationen eine spannende Herausforderung. Ein Anfänger nimmt das gar nicht wahr und findet die Übung daher langweilig und mühsam.

Der Fortgeschrittene erkennt, der Weg ist das Ziel. Wenn die Aufmerksamkeit ganz in der Gegenwart ist, ist auch ein schneller Erfolg möglich: jeder einzelne Schritt auf dem Weg macht Erfolg möglich, nicht erst ganz am Ende.

Erlebe also jeden Moment deines Tages! Es spielt dann keine Rolle mehr, ob es sich um positiv oder negativ wahrgenommene Erlebnisse handelt. Jedes Erlebnis bietet dir die Möglichkeit zu üben, dich kennen zu lernen, zu verstehen und den Horizont zu erweitern. Du wirst sehen, es werden sich ganz neue Welten auftun, in die du neugierig immer weiter vordringst.

 

  1. Lass die Welle über dich rollen

Und wenn dich mal eine so hohe Welle vor dir aufgetürmt hat, dass sie dich zu überwältigen scheint, lass sie einfach über dich rollen. Denn nicht die Welle ist das Problem, sondern deine Angst vor ihr.

Es ist die Kraft der Hingabe, zu der wir aufgefordert werden und die am Ende der Schlüssel ist. Deswegen ist auch meine kraftvollste Übung die so genannte „Kreuzigungsübung“, in der es darum geht, jeglichen Widerstand gegen das, was nun mal da ist, aufzugeben und sich hinzugeben.

Übung:

  1. Lege dich auf den Boden als würdest du gekreuzigt: Die Beine gerade geschlossen, die Arme weit zur Seite ausgebreitet, die Handflächen zeigen nach oben.
  2. Stell dir vor, du wärst an den Handgelenken und Knöcheln festgebunden und könntest Arme und Beine nicht bewegen.
  3. Spüre die Wehrlosigkeit, das Ausgeliefertsein dieser Pose.
  4. Jetzt stell dir vor, wie von oben Eimer über dich geschüttet werden, in denen all deine Sorgen, Ängste, Verletzungen und schmerzhaften Gefühle sind.
  5. Spüre, wie der Inhalt der Eimer über dich fließt und von der Erde aufgenommen wird.
  6. Gib dich dem widerstandslos hin und nimm wahr, wie du loslässt, bis alle Eimer leer sind.

 

Erkenne, dass es nur darum geht, anzunehmen, geschehen zu lassen, vertrauen zu haben. Denn alles geschieht zu unserem Besten.